SanFrancisco

Die Planung ist aufgegangen und wir sind kurz vor dem 26. Februar in San Francisco, um Marions 40. Geburtstag feiern zu können. Ihr grösster Wunsch ist, an diesem Tag über die Golden Gate fahren zu können. Doch der schlechte Wetterbericht GebMarionmacht uns einen Strich durch die Rechnung. Hingegen freut sich Marion noch viel mehr darüber, als wir am Abend zu sechst bei ihrer ehemaligen, sehr guten Schulfreundin Anita feiern. Erst wenige Wochen zuvor haben wir erfahren, dass sie seit letztem Dezember in der Stadt wohnt. Die beiden haben sich seit über 15 Jahren nicht mehr gesehen und der Zufall wollte es auch noch, dass wir uns gleich kurz nach unserer Ankunft in SF in irgendeinem der tausenden Einkaufsläden von San Francisco über den Weg laufen.

Vor ca. 200 Jahren wurden an der Westküste zwei Buchten entdeckt, die ein geschütztes Hafenbecken bildeten. Der Eingang in die Bucht wurde als "Golden Gate" (goldenes Tor) benannt und auf der Landzunge südlich des „Golden Gate" entstand San Francisco. Heute hat die Stadt, ohne die umliegenden Orte, 800‘000 Einwohner.

GoldenGateBridge2

 

So wird Marion 2 mal 20 und einen Tag alt als ihr Wunsch in Erfüllung geht ... Da stehen wir jetzt und halten inne ... es ist ein fantastischer Anblick der unsere Herzen höher schlagen lässt ... in voller GoldenGate3Pracht steht sie da ... die Golden Gate Bridge ! Dieses Bauwerk aus rot gestrichenem Stahl ist ein Traum und es ist ein Traum jeden Radlers, einmal im Leben darüber fahren zu können. Auch für uns ist es ein unvergessliches Erlebnis, als wir mit unseren Rädern die Brücke überqueren. Nicht nur die Brücke gefällt uns so gut. „We love San Francisco!" Treffender können wir es einfach nicht sagen und nicht zu Unrecht soll es eine der schönsten Städte der Welt sein. Zum ersten Mal geniessen wir eine Stadt und ihre Umgebung so richtig vom Rad aus und machen 50 km lange Rundtouren. Die Stadt ist einzigartig mit ihrer Lage, den bekannten äusserst steilen Strassen im Zentrum, mit dem kosmopolitischen Flair, den Parks, den Cable Cars, der China-Town, den „Crazy People" und den vielen anderen Sehenswürdigkeiten. MuseumOfMArtWir fühlen uns echt wohl in dieser Grossstadt auch Dank Mike, unserem Freund, den wir in der Baja California angetroffen haben. Er gibt alles als unser Stadtführer. Die Eindrücke sind gewaltig ... Mit nur wenigen Schritten befindet man sich in einer anderen Welt. Sofort fallen einem die besonders schönen viktorianischen Häuser auf. Diese schmalen, farbigen Holzhäuser zeichnen sich durch ihre Türmchen, Bögen und Schnörkel aus. In den imposanten Häuserschluchten des Financial District in der Downtown erdrückt es einem fast und gleich dahinter verstehen MichaelBubblewir kein Wort mehr - wir sind bereits in der umtriebigen Chinatown (übrigens die grösste chinesische Ansiedlung ausserhalb Chinas). Direkt anschliessend können wir im Italian District einen feinen Espresso und Pizza geniessen. Nahe der Downtown besuchen wir das sehr interessante Cable Car Museum und das Museum of Modern Art. Die Ausstellung ist riesig und fasziniert uns alle. Ebenso das Gebäude, welche von Mario Botta entworfen wurde. Sein Stil erkennt man schon von weitem.

AlamoParkWir begegnen vielen schrägen, lustigen, fröhlichen, singenden und auch unheimlichen Gestalten auf den Strassen. Es ist ein echtes, kulturelles Erlebnis und interessant. Auch unsere Bleibe mitten in der Grossstadt gehört zu einem dieser Erlebnisse ... bei unserem Gastgeber Mike hausen wir in einer bunten WG, zusammen mit Zack Götschi (mit Schweizer Wurzeln) und Kristine. Direkt unter unserer Wohnung werden in einer Privatwohnung kommerzielle zwielichtige Filme produziert CableCar1und im Haus gegenüber hat eine stark exhibitionistisch veranlagte Dame ihr Schlafzimmer direkt vor den grossen Fenstern der Wohnstube eingerichtet - natürlich immer ganz ordentlich beleuchtet. Ja, vielleicht gefällt es uns  (Andi!) ja deswegen so gut hier ;-) ... und wir kommen uns so richtig langweilig normal vor. Dass das Zusammenleben in einer WG anscheinend nicht immer einfach ist, bekommen wir auch zu spüren  ... nach wenigen Tagen fliegen wir in hohem Bochen aus der Wohnung und stehen plötzlich regelrecht auf der Strasse. Die Wohngenossin von Mike wollte unseren Aufenthalt nicht länger dulden. Das war nicht persönlich gemeint, da wir die Dame ja kaum sahen und nur ein paar wenige Worte gewechselt haben ... ein Erlebnis mehr für uns :-). Trotzdem heisst es ganz schnell packen und eine neue Bleibe suchen. Wie schön, dass man Schweizer Freunde in der Stadt kennt ... Bei Anita und ihrem Freund Claudio, nur ein paar Häuserblocks von unserer vorherigen Bleibe, können wir ganz spontan einziehen und unser San Francisco Besuch ist noch nicht zu Ende.

 

Die Stadt hat auch ihre Kehrseiten und der Wohlstand trügt ... zum ersten Mal in den USA nehmen wir offensichtlich wahr, dass es auch in diesem Land viele arme, Schachsehr arme Leute hat. In San Francisco werden ungefähr 25‘000 Menschen jährlich obdachlos. Ca. 8‘000 bis 10‘000 ziehen als „Homeless People" durch die Strassen. Man sieht notdürftige Kartonunterkünfte und Scharen von Menschen, die ihren Haushalt in einem Einkaufswagen vor sich herschieben oder die Abfalleimer durchwühlen. Ein grosses soziales Problem, welches viele Ursachen, u.a. politische, hat. Die Organisation „Coalition on Homelessness" setzt sich für diese Menschen ein.

 

San Francisco - ein Paradies für Radler. MikeEin Grund mehr, weshalb uns diese Stadt so sympathisch ist. Ein riesiges Radwegnetz führt durch die gesamte Stadt und alles ist bestens gekennzeichnet. (Hier ein Linkfür interessierte der San Francisco Bikemap, PDF, 2MB). Die grosse „San Francisco Bicycle Coalition" fördert das Radfahren, setzt sich sehr stark für die Rechte der Radler ein und arbeitet eng mit der Stadt zusammen. Die Stadt will die radlerfreundlichste Amerikas werden. Momentan liegt aber Portland noch an erster Stelle. Gleich nördlich der Golden Gate Bridge befindet sich das Marin Headland, welches als die eigentliche Geburtsstätte des Mountain Biking gilt und Wohnort des bekannten Gary Fischer ist.

Am Montag verlassen wir die Zivilisation wieder und begeben uns auf die lange Fahrt nach Vancouver, auf dessen Weg wir wieder Begleitung eines bekanntes Gesichts bekommen werden ...

See you in Vancouver!

Andi and Marion