PanoramaNordSurYungas

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Eine Reise in den Regenwald der Nord-Yungas

MapLaPaz-CoroicoNicht weit von La Paz , mit seinem eher kühlen und trockenen Klima, beginnt eine ganz andere Welt. Nach nur 50 km Fahrt und vielen Höhenmetern tiefer gelegen als La Paz, beginnen die Yungas. Tropische (Berg-) Regenwälder. Hier ist es warm und feucht, ideal für alle exotischen Früchte und auch Kaffee. Durch gute Beziehungen dürfen wir in Coroico ein paar Tage auf einer Kaffeeplantage verbringen und hautnah die Kaffeeproduktion miterleben. Die kleine Reise können wir gleich noch mit einem weiteren Highlight verbinden: Den weltbekannten "Camino de la muerte" (die Todesstrasse) mit dem Rad befahren. CoroicoNoch bis vor wenigen Jahren hat sich über diese schmale Schotterstrasse der gesamte Schwerverkehr, der die Versorgung von La Paz gewährleistete, gequält. Halsbrecherisch manövrierten sich Busse in den engen Kurven mit den steil abfallenden Abhängen an den Lastwagen vorbei. Immer wieder kam es zu tragischen Unfällen. Heute führt aber eine nicht weniger spektakuläre, aber ungefährliche Asphaltstrasse in die Yungas. Über 3000 Höhenmeter dürfen vom 4650 Meter hohen Pass "La Cumbre" bis ins Dörfchen Yosola vernichtet werden. Dann geht es aber steil bergauf, denn Coroico liegt wie ein Tessinerdorf weit oben auf einem Bergrücken.

 

Der "Kampf" von Kaffee gegen Coca

Vier Kilometer ausserhalb von Coroico liegt sie, die Kaffeefinca "Shanti", mitten im Bergregenwald, zwischen Orangen-, Madarinen- und Zitronen bäumen und natürlich Kaffeepflanzen. NordYungasSie gehört dem Schweizer, René Brugger, der als Mitarbeiter des DEZA (Departement für auswärtige Angelegenheiten) auf fast allen Kontinenten der Welt in Entwicklungsprojekten gearbeitet hat. Zuletzt in Bolivien, wo er jetzt, nach seiner Pensionierung, ein eigenes Projekt mit eigenen finanziellen Mitteln und viel Herzblut realisiert: Der biologische Anbau und die Verarbeitung von Gourmet Kaffee. Das Resultat lässt sich sehen, bzw. schmecken ... der qualitativ hochstehende Spitzenkaffee Café Munaipata. Mit seiner Arbeit vermittelt er den Kaffeeproduzenten unter anderem auch, wie man die Plantagenerträge und die Kaffeequalität verbessern kann. SudYungasEr schafft Arbeitsplätze und leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Regenwälder. Warum? Kaffee gedeiht am besten unter Bäumen, gut geschützt vor der starken Sonneneinstrahlung, also mitten in den Regenwäldern. Die Bevölkerung bevorzugt in diesen Regionen aber immer mehr den Coca-Anbau. Cocablätter können dreimal pro Jahr geerntet werden, Kaffee hingegen nur einmal. Die Verarbeitung der Cocablätter ist viel einfacher, als der aufwändige Prozess bis hin zur gerösteten Kaffeebohne. Und zudem ist der Ertrag beim Coca um einiges höher. BrandrodungCocablätter brauchen aber viel Sonne und werden an den steilen Berghängen gepflanzt, die vorher durch Brandrodung kahl gemacht werden. Durch die dreimalige Ernte werden die Böden ausgelaugt. Die Folgen für Klima und Boden kann man sich unschwer vorstellen! Lebensraum für Mensch und Tier geht hier unwiederbringlich verloren. Und die Landschaft wird verunstaltet, was wir mit eigenen Augen in diesen Gebieten gesehen haben. Das ist es, was René Brugger mit seinem Projekt und seinen Mitarbeitern gezielt zu verhindern versucht.

Der Kaffee muss schwarz sein wie der Teufel,

heiss wie die Hölle, rein wie ein Engel und

sĂĽss wie die Liebe.

KaffeMunaipata2


Ein Spitzenkaffee entsteht ...

KaffefruchtDamit ein Kaffee von sehr hoher Qualität entstehen kann, braucht es die richtige Mischung verschiedener Beerensorten, mehrfache Selektion von nicht genügenden Früchten und Bohnen und viele Arbeitsschritte. Kaffee wächst als Frucht an kleinen Kaffeebäumen. Bereits nach dem Pflücken werden auf grossen Tischen die noch nicht ganz reifen Früchte aussortiert. Die verbleibenden Früchte Aussortierengelangen in mit Wasser gefüllte Eimer. Diejenigen, die an der Wasseroberfläche schwimmen, werden wiederum weggeworfen und verbrannt, da sie meist, von Insekten angefressen worden sind. Nun geht es in die Schälmaschine. Meistens zwei Bohnen werden aus einer Kaffeebeere herausgeschält und gleich wieder kontrolliert, ob sie nicht Frassspuren aufweisen. Mit den Beerenschalen kann man übrigens leckeren Tee herstellen. Die Bohnen haben jetzt noch eine glitschige Oberfläche, die entfernt werden muss. Dazu lässt man die Bohnen 20 - 30 Stunden an der Luft (Fermentation). SchalenNachfolgend werden sie gewaschen und bis zu einer Woche getrocknet. Die Feuchtigkeit sollte dann zwisschen 10 und 12% liegen, um gute Qualität zu gewährleisten. Während des Trocknens werden wiederum qualitativ nicht genügende Bohnen aussortiert. Vor dem Rösten stehen aber immer noch zwei Arbeitsschritte aus: Die Bohne umgibt noch ein Häutchen, das macshinell abgeschält werden muss. Dann kommen die Kaffeebohnen, BohneTrockenin diesem Zustand "Pergamino"* genannt, noch mindestens zwei Wochen in einen Lagerraum. Die Feuchtigkeit von 12% darf sich dabei aber nicht verändern. Kein leichtes Unterfangen, im feuchten Klima der Yungas. *(Erl.: "Pergamino" nennt man die ungeschälten Kaffeebohnen, die mindestens 3 Monate gelagert werden sollten, aber ohne Qualitätsverlust über ein Jahr)

Nach der Pflicht, dann die Kür: Der Kaffee wird geröstet. Ein entscheidender Faktor in der Kaffeeproduktion. RostenJeder Röster hat da so seine Geheimnisse... Entscheidend ist aber auch, wer den Kaffee zu trinken bekommt: Die Amerikaner mögen ihn nur schwach geröstet, die Südamerikaner mittel und wir Europäer stark. Der Röster hat zwar eine Stoppuhr, verlässt sich aber auch auf sein Gehör: Nach dem ersten "Krachen", es hört sich etwa an, wie wenn Maiskörner zu Popcorn aufplatzen, dauert es noch ein paar Minuten länger, bis ein zweites, etwas feineres Platzen ertönt. Jetzt muss TasseMunaipatadie Bohne schnell entnommen und im Luftstrom gekühlt warden, damit der Röstprozess unterbrochen wird. Zuletzt werden noch die Häutchen, die beim Rösten abgeplatzt sind, aussortiert und vor einem liegen die wunderschön glänzenden, gut riechenden, dunkelbraunen Kaffeebohnen - der Café Munaipata.


Eine willkommene Radpause ...

Wir hatten uns schon immer gewünscht, dass wir auf unserer langen Andi-HectroReise von fast zwei Jahren auch einmal eine Radpause einlegen können, um irgendwo zusammen mit Einheimischen arbeiten zu können. Hier bei René Brugger haben wir jetzt die Gelegenheit erhalten, in einem Entwicklungsprojekt für die Bewirtschaftung von Kaffeeplantagen mitzuwirken. Dieses Unterstützung der Kleinproduzenten bezweckt eine Verjüngung und somit Verbesserung der Baumbestände. Diese auf die Zukunft ausgerichteten Bemühungen von René Brugger und seiner Firma unterstützt eine ausländische Hilfsorganisation mit der Bezahlung eines lokalen, von der Firma angestellten Experten. Zu Beginn unseres Aufenthaltes haben wir die verschiedenen KaffeeproduzentenMarion-Hector besucht und mit ihnen das Vorgehen und Zeitpunkt der Rodungen besprochen. Auch konnten wir Andrés beim Einkauf von Kaffeefrüchten bei anderen Produzenten begleiten. Es war für uns sehr erfreulich zu sehen, wie freundschaftlich Produzent und Käufer miteinander umgehen. Danach haben wir zusammen mit Hector, einem bolivianischen Agronomen, in den Kaffeeplantagen der zuvor besuchten Produzenten alte und zu hohe Kaffeebäume gerodet. In teils äusserst dicht verwachsenen Wäldern und an steilen Hängen mussten wir mit Machete und Motorsäge die alten, bis 6 Meter hohen, ArbeitAndiKaffeebäume, fachgerecht knapp über dem Boden umsägen. Diese Bäume wachsen wieder nach und in drei Jahren tragen sie neue Kaffeefrüchte. Während dieser Arbeit gibt Hector den Plantagenbesitzern viel Know-how über die Kaffeepflanze, das Bäume schneiden, Schädlinge usw. weiter. Die einheimischen Produzenten müssen für diese Arbeit nichts bezahlen; es wird durch das Entwicklungsprojekt und von René Brugger finanziert. Doch sie müssen sich mit Ihrer Arbeitskraft beteiligen. Für die Nachhaltigkeit und Qualität der Kaffeeproduktion und für das gesicherte Einkommen der Produzenten sind diese Arbeiten sehr wichtig.

Zwischen vier und zehn Stunden pro Tag haben wir auf den Plantagen gearbeitet. FĂĽr uns waren diese Arbeiten äusserst interessant, haben wir doch mit vielen Einheimischen Kontakt geknĂĽpft. Es war fĂĽr uns aber auch wirklich sehr, sehr streng, weil wir es uns einfach nicht mehr gewöhnt waren, körperlich so hart zu arbeiten. Doch es hat uns grossen Spass bereitet. Diese Zeit hier hat uns unheimlich viele Erfahrungen machen lassen und mit tollen EindrĂĽcken schwingen wir uns wieder auf unsere, fast vergessenen, Fahrräder ... auf gehts, Peru, wir kommen! Diesmal werden wir nicht zu Zweit, sondern zu Dritt von La Paz los fahren ... 

Muchas gracias René por todo! Te deseamos mucha energía, mucha suerte y exitos por tus proyectos. No olvidamos nunca eses dias en "Shanti" y las experiencias que hicimos.

Rene-losmarandis

Marion y Andi
(die neuen Kaffeeexperten ;-) und noch grösseren Geniesser)

 

munaipataDer Kaffee "Munaipata - Café de Altura" von René Brugger ist auch in der Schweiz erhältlich:

 

- über die Tochter von René, Irina Bart, die den Kaffee in der Schweiz einführt (Fischermätteli 6 in Bargen - Email: bartlis(at)sunrise.ch)

- in der "Metzgerhalle" an der Baselstrasse in Luzern und bald schon bei "Adriano's" am Theaterplatz in Bern, wo man den Kaffee nicht nur kaufen, sondern auch gleich trinken und geniessen kann.